12. August 2024

Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage: Schützen wir sie!

Beitrag in der Zeitschrift Natürlich August/24 zur Abstimmung über die Biodiversitätsinitiative

Die Biodiversität ist für uns Menschen von zentraler Bedeutung. Biodiversität liefert uns unsere Nahrungsmittel. Von den weltweit rund 240'000 bekannten Pflanzenarten ist jede vierte essbar. Viele dieser Kulturpflanzen sind auf Bestäubung durch bestimmte Insekten angewiesen. Wenn die Insektenvielfalt schwindet, schmälert dies unser Nahrungsmittelangebot. Pflanzen, Pilze und Bakterien liefern uns aber auch Stoffe für Medikamente. Wussten Sie, dass die Wirkstoffe von 118 der 150 am meisten verschriebenen Medikamente ursprünglich aus natürlichen Substanzen stammen? Auch für die Behandlung von einfachen Erkrankungen finden wir viele Heilmittel in der Natur: Kamille wirkt gegen Entzündungen, Sonnenhut gegen Erkältungen oder Fenchel gegen Verdauungsbeschwerden.

Die Biodiversität tut uns gut. Umgekehrt gilt das leider nicht, denn es steht schlecht um die Biodiversität in der Schweiz. Über ein Drittel der Arten ist bedroht, und dieses Artensterben schreitet seit Jahren voran. 95% der artenreichen Trockenwiesen sind in den letzten 120 Jahren verschwunden, 60% der Insekten sind gefährdet, 40% der Brutvögel sind bedroht.

Mit der Biodiversitätsinitiative haben wir die Gelegenheit, Gegensteuer zu geben. Sie sorgt dafür, dass Bund und Kantone die Natur schweizweit endlich richtig schützen.

Es ist falsch, die Landwirtschaft gegen die Biodiversität auszuspielen. Die beiden brauchen einander. Vielfältige Ökosysteme erbringen wichtige Leistungen besser als einförmige: Wildbienen bestäuben Nutzpflanzen, Bodenorganismen sorgen für gesunde Böden, Wälder säubern Luft und Wasser, beeinflussen das Klima positiv und schützen vor Hochwasser.

Wer bestäubt in Zukunft unsere Kulturpflanzen, wenn das Insektensterben weiter wie bisher voranschreitet? Der schlechte Zustand der Biodiversität trifft uns alle, aber vor allem die Landwirtschaft. Die meisten artenreichen Flächen liegen im Übrigen nicht auf Fruchtfolgeflächen, sondern in Feuchtgebieten und sind in nährstoffarmen Gebieten, etwa in Hanglagen, zu finden. Sie gehen also nicht für die Landwirtschaft verloren, wenn sie geschützt werden.

Spielen wir auch nicht den Ausbau der erneuerbaren Energien und damit den Klimaschutz gegen die Biodiversität aus. Das eine ist möglich, ohne das andere zu schädigen, wenn richtig geplant wird und die nötigen Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen getroffen werden. Klimakrise und Biodiversitätskrise müssen gemeinsam bekämpft werden.

Schützen wir unsere Lebensgrundlagen – für uns, unsere Kinder und Enkel. Sagen wir Ja zur Biodiversitätsinitiative!