3. Februar 2022

Endlich Zeichen der Zeit erkennen: Nachhaltigkeit als Chance

Gastkommentar in der Aargauer Zeitung zur Ankündigung der AKB, bei Kreditvergabe künftig Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen

Die Aargauer Kantonalbank will Kredite künftig nur noch an nachhaltige Unternehmen vergeben. Kaum ist die neue Nachhaltigkeitsstrategie kommuniziert, kommt der Aufschrei der Ewiggestrigen. Der Gewerbeverband und die Handelskammer greifen die AKB in einer Medienmitteilung frontal an. Sekundiert werden sie von der FDP-Präsidentin, die die Bestrebungen der AKB, Nachhaltigkeitskriterien bei der Kreditvergabe anzuwenden, in einem TeleM1-Interview als «Marketing-Gag» abtut. Sie alle weigern sich, die Zeichen der Zeit zu erkennen und reiten stattdessen tote Pferde.

Dass die AKB keine Kredite mehr an Firmen gibt, die neue AKW bauen wollen oder auf fossile Energien setzen, ist vielmehr goldrichtig. Nachhaltigkeit im Finanzbereich gewinnt national und international an Bedeutung. Auch erfolgreiche Anleger wie der weltweit grösste Vermögensverwalter BlackRock haben Nachhaltigkeit schon längst ins Zentrum ihres Handelns gerückt. Nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil es langfristig profitabler ist und weil die treuhänderische Pflicht der Banken dies verlangt. Nachhaltiges Investment ist für den Schweizer Finanzplatz und auch für die innovative Aargauer Wirtschaft eine grosse Chance. Die AKB macht mit ihrer Strategie nichts anderes, als die international anerkannten Leitlinien bei ihrer Investitionspolitik zu berücksichtigen und damit den langfristigen Anlageerfolg zu sichern. Und genau das ist ihr Auftrag gemäss der vom Regierungsrat verabschiedeten Eigentümerstrategie: Die Bank muss sich nach den ganzheitlichen ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) orientieren. Damit nimmt sie ihre Verantwortung mit Blick auf die Erreichung der Nachhaltigkeits- bzw. Umweltziele wahr.

Dass die Wirtschaftsverbände nun eine permanente Vertretung im Bankrat verlangen und dabei ihre Parteipolitik und Ideologie durchsetzen wollen, ist sehr irritierend. Die politische Einflussnahme auf die Staatsbank erfolgt über die Eigentümerstrategie. Bei der Besetzung des Bankrats hingegen sollten hauptsächlich fachliche Kriterien den Ausschlag geben. Der Bankrat ist zurzeit alles andere als linksgrün zusammengesetzt. Dennoch hat sich die AKB in unternehmerischer Eigenverantwortung diese neue Nachhaltigkeitsstrategie gegeben. Dies zeigt: Geschäftsleitung und Bankrat der AKB haben im Gegensatz zu den Wirtschaftsverbänden die Zeichen der Zeit erkannt.

Befremdend ist auch das Kuschen der Aargauer Regierung vor den Wirtschaftsverbänden. Kaum schreien diese auf, soll ein Runder Tisch einberufen werden. Da fragen wir uns: Können andere Interessenvertreter*innen künftig auch mit einer Einladung zu einem Runden Tisch rechnen, wenn sie einmal etwas verärgert sind?

Für uns ist klar: Die AKB folgt mit der Einführung der Nachhaltigkeitskriterien der Entwicklung des Markts und unterstützt die Umsetzung der Energiestrategie. Wir erwarten, dass sie diesen Weg konsequent weiterverfolgt. Bei der Besetzung des Bankrats fordern wir den Regierungsrat auf, Rückgrat zu beweisen, den transparenten Prozess fortzusetzen und dem Grossen Rat die geeignetsten Personen zur Wahl vorzuschlagen.

Gabriela Suter, Präsidentin SP Kanton Aargau, Nationalrätin
Philippe Kühni, Präsident GLP Kanton Aargau

Text publiziert in der Aargauer Zeitung vom 3. Februar 2022.