28. August 2023

Massnahmen gegen den Fachkräftemangel

Artikel in der Zeitung links.ag

Im Januar besuchte ich im Rahmen meiner «unterwegs für den Aargau»-Tour die Pflegi in Muri und Rivella in Rothrist. Was bei beiden Besuchen klar zum Ausdruck kam: Der Fachkräftemangel ist auch im Aargau ein grosses Problem. Die Unternehmen fahren verschiedene Strategien: Sie verstärken ihr Engagement in der Ausbildung und stellen mehr Lernende ein in der Hoffnung, diese würden später im Betrieb bleiben. Sie versuchen, mit attraktiven Anstellungsbedingungen zu punkten – mehr Lohn, mehr Ferientage, bessere Sozialleistungen, flexiblere Arbeitszeiten. Andere rekrutieren im Ausland – etwa das Kantonsspital Aarau, das kürzlich in Rom Stelleninserate schaltete.

All diesen Bestrebungen ist gemeinsam, dass sie das Problem nicht an der Wurzel packen. Wenn wir ausländische Fachleute anwerben, hilft das zwar hier, die Leute fehlen dann aber in ihren Herkunftsländern. Wenn die Firmen mit besonders guten Anstellungsbedingungen und höheren Salären um Mitarbeitende buhlen, ist das selbstverständlich sehr zu begrüssen (wobei gute Anstellungsbedingungen und faire Löhne eine Selbstverständlichkeit sein sollten). Aber eigentlich werben die Firmen sich mit diesen Massnahmen nur gegenseitig die Angestellten und Lernenden ab, der Pool an Fachkräften wird deswegen nicht grösser.

Nachhaltige Lösungen sind deshalb gefragt! Ich sehe ein grosses Potenzial darin, das Arbeitskräftepotenzial von Frauen und Menschen mit Behinderungen besser zu nutzen. Dafür braucht es gute Rahmenbedingungen, die die Politik schaffen muss:

1) Alle Kinder bis Ende der Primarschule sollen ein Anrecht auf einen bezahlbaren Betreuungsplatz haben – so wie das unsere Kita-Initiative fordert. Damit fördern wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Langfristig führt nichts an der flächendeckenden Einführung von freiwilligen öffentlichen Tagesschulen vorbei. Es braucht mehr Teilzeitstellen für Frauen und Männer. Wenn beide Elternteile je zu 80% arbeiten, wird das Potenzial von beiden optimal genutzt und erst noch für die nötige Work-Life-Balance gesorgt. Die steuerliche Benachteiligung von berufstätigen Ehepaaren muss mit der Individualbesteuerung beseitigt werden.

2) Viele Unternehmen tun sich noch immer schwer, Menschen mit Behinderungen anzustellen. Die Firmen sollten das brachliegende Potenzial nutzen und sich endlich für Inklusion öffnen. Die Schweiz könnte sie gesetzlich dazu verpflichten – wie das in Deutschland bereits der Fall ist. So sorgen wir für einen inklusiveren Arbeitsmarkt und letztlich für eine inklusive Gesellschaft.