Meine erste Rede im Nationalrat
Mein erstes Votum im Nationalrat hielt ich zur Initiative «Für eine starke Pflege»:
Der Pflegenotstand ist in vielen Institutionen leider bereits bittere Realität. Mein 32-jähriger Kollege, der als diplomierter Pflegefachmann auf einer stationären Abteilung im Spital arbeitet, fasst die Situation an seinem Arbeitsplatz folgendermassen zusammen: Sie hätten zu wenig Personal, zu viele Patientinnen und Patienten, der Zeitdruck sei enorm, es werde dauernd unter Stress gearbeitet. Die Gefahr, dass Fehler gemacht würden, sei dadurch viel grösser. Sie könnten die Patientinnen und Patienten teilweise nur noch abfertigen. Für Gespräche, die eigentlich zu einer guten Betreuung gehörten, bleibe keine Zeit. Wenn sich das nicht bald ändere, überlege er sich ernsthaft, sich neu zu orientieren. Er könne seinen Berufsauftrag nicht mehr in der Qualität erfüllen, wie er sich das vorstelle. So weit das Zitat meines Kollegen.
Ich erinnere Sie ungern daran, aber es ist leider so: Wir alle hier im Saal werden wohl irgendeinmal auf qualifiziertes Pflegepersonal angewiesen sein. Ich frage Sie: Möchten Sie von Personal gepflegt und betreut werden, das unter permanentem Zeitdruck auf einer chronisch unterbesetzten Station arbeiten muss? Ehrlich gesagt: ich lieber nicht!
Die Zukunft im Pflegebereich sieht nicht rosig aus. Ohne Gegenmassnahmen wird sich die Situation in den nächsten Jahren noch weiter verschlimmern. Es ist simpel: Immer mehr Menschen werden immer älter. Diese Entwicklung führt dazu, dass in zehn Jahren etwa 65 000 Pflegende fehlen werden; dies ist die Schätzung des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner.
Es besteht also akuter Handlungsbedarf. Das haben nicht nur die Initiantinnen und Initianten erkannt, die die Unterschriften für ihre Initiative in Rekordzeit gesammelt haben, sondern erfreulicherweise auch die vorberatende Kommission. Es müssen doppelt so viele Pflegende ausgebildet werden, wie dies momentan der Fall ist, um die Pflegequalität zu sichern und zu verbessern. Dazu braucht es eine Ausbildungsoffensive, wie sie der indirekte Gegenvorschlag der Kommission auch vorsieht.
Wir haben es heute in der Hand, den indirekten Gegenvorschlag sogar noch zu verbessern und die Forderungen der Initiative in ihn einzuarbeiten. Wo muss der indirekte Gegenvorschlag nachgebessert werden? Dies ist in drei Bereichen der Fall: