17. März 2021

Votum zur Initiative für ein Tabakwerbeverbot für Kinder und Jugendliche

Werbung für Tabakprodukte, die Kinder oder Jugendliche erreicht, soll eingedämmt werden.

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Ich bin in einem kleinen aargauischen Dorf aufgewachsen. In diesem kleinen Dorf gibt es - bis heute übrigens - ein wohl einzigartiges, für Auswärtige sehr befremdendes Brauchtum. An Silvester ist es den Kindern erlaubt zu rauchen. Demzufolge rauchte ich meine erste Zigarette als Achtjährige anlässlich einer Silvesterparty im Jahr 1981. Ich sage es Ihnen geradeaus: Es war kein geschmackliches Highlight. Alle, die mal zu rauchen begonnen haben, wissen es: Der Genuss, den eine Zigarette bedeuten kann, stellt sich erst ein, wenn man schon länger raucht. Trotzdem übte das Rauchen auf mich als Kind und Jugendliche, auch nach diesem Erlebnis, einen ganz besonderen Reiz aus. Diese Faszination wurde durch die Werbung geschürt und befeuert. Plakate und Inserate, auf denen Cowboys mit der Zigarette im Mundwinkel auf ihren Pferden über die Prärie in den Sonnenuntergang galoppierten, liessen mich von Abenteuern und weiter Welt träumen. Mit 16 Jahren habe ich angefangen, mit Kolleginnen und Kollegen regelmässig zu rauchen. Nur wer rauchte, war cool. Mit 20 habe ich dann am Wochenende vielleicht eine Schachtel am Tag und unter der Woche etwas weniger geraucht. Von der Zigarette bin ich erst mit 27 losgekommen, weil ich mein ungeborenes Kind vor den Schäden durch den Tabakkonsum bewahren wollte.
Seit meiner ersten Zigarette 1981 hat sich vieles verändert, einiges aber ist gleich geblieben: Rauchen ist nach wie vor sehr beliebt bei Jugendlichen. Eine vor kurzem veröffentlichte Studie des Zürcher Kinderspitals kommt zum Ergebnis, dass 36 Prozent der Kinder im Kanton Zürich im Alter von 13 bis 17 Jahren gelegentlich oder regelmässig rauchen. In der Altersgruppe der 16- bis 17-Jährigen sind es sogar 60 Prozent der Jungs und 70 Prozent der Mädchen.
In der Schweiz sterben jedes Jahr über 9500 Personen an den Folgen des Tabakkonsums; jede vierte davon vor dem Rentenalter. Und vier von fünf Raucherinnen und Rauchern haben mit Rauchen begonnen, als sie noch minderjährig waren. Neun von zehn Krebserkrankungen haben mit Tabak zu tun. Die krebsauslösenden Stoffe im Rauch schädigen nicht nur die Lunge, sondern den gesamten Körper, und sie führen zu horrenden volkswirtschaftlichen Kosten: 1,7 Milliarden Franken für Behandlungen und 3,9 Milliarden wegen Krankheitsausfällen am Arbeitsplatz.
Als Mutter und Lehrerin ist es mir wichtig, dass wir unsere Kinder und Jugendlichen vor dem Einstieg ins Rauchen schützen. Werbung für Tabakprodukte, die Kinder oder Jugendliche erreicht, soll deshalb eingedämmt werden. Zigarettenwerbungen auf Plakaten im öffentlichen Raum sollen endlich in allen Schweizer Kantonen verboten werden. Auch Kinowerbung, Inserate, Festivalsponsoring und Online-Werbung für Tabak sollen in Zukunft nicht mehr erlaubt sein. Denn das Internet und Gratiszeitungen werden gerade von Kindern und Jugendlichen intensiv genutzt.
Ich bitte Sie deshalb, der Minderheit Feri Yvonne zuzustimmen und die Initiative zur Annahme zu empfehlen.

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